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Abcampen 2007

Camping Gut Kalberschnacke, Drolshagen/Biggesee

So langsam neigt sich die Campingsaison zu Ende, nur das Abcampen steht noch an. Die bange Frage nach dem Wetter stellen sich wohl viele - ob wir wieder so viel Glück haben werden wie wir zu Ostern und Fronleichnam hatten? Jedenfalls ist erstmalig mit dem Platz Gut Kalberschnacke ein Campingplatz ausgesucht, der einen Aufenthaltsraum bietet und die Frage nach dem Wetter weniger wichtig werden lässt. Camping Gut Kalberschnacke an der Listertalsperre (Biggesee) im Sauerland ist der auserkorene Platz, und die Gegend bietet einiges an attraktiven Programmpunkten.

Wie zu erwarten reisen die meisten schon am Freitag, dem 05.Oktober  an, zwölf Einheiten sind insgesamt gemeldet. Unsere Anreise verläuft, bis auf einen Stau am Gambacher Kreuz, problemlos. Den ersten Abend nutzen wir, um das Restaurant Kalberschnacke zu testen: Das Essen ist gut und reichlich und der Auftakt zum Abcampen ist gelungen.

Die Nacht zu Samstag ist kalt, gerade mal 6 Grad zeigt das Thermometer.  Strahlende Sonne aber verwöhnt uns den ganzen Tag über - Camperherz, was willst Du mehr! Zur Begrüssungsrunde im grosszügigen Clubraum gibt es Kuchen vom Bäcker vor Ort und die Stimmung ist prächtig.

Hie und da sieht man noch fleissiges Aufbauen und Einrichten, und dann trifft man sich wieder im Aufenthaltsraum. Das Restaurant liefert Zwiebelbraten, Kartoffelgratin und Krautsalat in der schon bekannten guten Qualität. Und alle geniessen es in einem angenehm temperierten und trockenen Raum statt im Clubzelt zu sitzen...

Nach dichtem Morgennebel bietet sich, zumindest einigen, ein wunderschöner Blick auf den Biggesee, und die Sonne lacht uns wieder den ganzen Tag. Bis auf die Zeit in der Atta-Höhle in Attendorn, der wohl schönsten Tropfsteinhöhle Deutschlands. Dort ist es dunkel und kalt, aber jeder Schritt weiter ins Innere der Höhle lässt einen die Welt drumherum vergessen. Einmalig die Tropfsteingebilde in Form und Farbe und teils  von gewaltigen Ausmassen. Schon als Kind habe ich darüber gestaunt, und dieses Staunen ist auch jetzt wieder da.

Wenn man schon an den Biggesee fährt, gehört natürlich auch eine Schiffahrt dazu. Am Sonntagmittag stehen wir erwartungsvoll an der Anlegestelle, aber dichter Nebel lässt die MS Bigge erst kurz vor dem Anlegen sichtbar werden. Nur das dumpfe Tuten des Nebelhorns gab uns Zeichen, dass das Schiff tatsächlich kommt. Pünktlich mit dem Schiff kam auch die Sonne zum Vorschein. Rund zwei Stunden dauert die Fahrt im strahlenden Sonnenschein. Das "Westfälische Mittagessen" - Erbseneintopf, Bockwurst Brötchen und ein Krombacher - sorgt zusützlich für zufriedenene Gesichter. Nach der Bootstour geht es zum Besucherpavillon des Ruhrverbandes, des "Betreibers" der Talsperre, auf der Dammkrone. Ein Film gibt interessante Einblicke in den Bau des Stausees und in das Innenleben des Dammes und seiner technischen  Einrichtungen. Den vorgesehenen Spaziergang ins Damminnere verkneifen wir uns: Zu viele hundert Stufen hätten den Zeitrahmen gesprengt, ein  Blick hinunter gibt uns zumindest eine Ahnung.

Für Dienstag ist kein Programm eingeplant, eine gute Gelegenheit für Tobias G. und mich es mal mit Angeln zu versuchen. Aber da plötzlich alle auch einen Fisch haben wollen, beschliessen wir zum Forellenteich des Campingplatzes zu gehen und dort unser Glück zu versuchen Bernd S. schliesst sich auch noch an, Werner G. gibt den Chauffeur, und siehe da, nach zwei Stunden haben wir 22 Forellen - so viele wie "bestellt" - aus dem Wasser gezogen. Zurück auf dem Platz hört man komischerweise  keine lästerlichen Bemerkungen mehr übers Angeln, aber alle freuen sich aufs Abendessen: Forelle in Folie vom Holzkohlengrill.

Der Mittwoch steht ganz im Zeichen des Bieres: Ein Besuch der Krombacher Brauerei soll Aufschluss geben über die Arbeit vor dem Genuss. Das Ergebnis ist ernüchternd: Klinisch reine Hallen mit einem Gewirr von technischen Einrichtungen, Rohrleitungssystemen und Kesseln, aber so gut wie keine Menschen sind zu sehen. Die Schaltzentrale ähnelt der eines Kraftwerkes, nirgendwo ist auch nur im Ansatz etwas von  Bierbrauerromantik zu finden. Leider haben wir nicht die Möglichkeit, die Abfüllung und das Logistikzentrum zu sehen, da wäre wenigstens "action" gewesen. Die Enttäuschung hierüber wird gemildert durch den obligatorischen "Krombacher Dreiklang" in der Braustube: Schanzenbrot, Westfälischer Knochenschinken und Krombacher Pils - von allem "satt".

Im krassen Gegensatz zur hochmodernen "Bierfabrik" der Krombacher steht die "Wendener Hütte", die den letzten Programmpunkt beim Abcampen darstellt. Wie mühselig muss es vor zweihundert und mehr Jahren gewesen sein, aus erzhaltigem Gestein mit Holzkohleglut und wassergetriebenen Blasebälgen schmiedefähiges Roheisen zu gewinnen. Unvorstellbare  Arbeitsbedingungen in Gluthitze, Staub und Dunkelheit am Hochofen ebenso wie im Hammerwerk mit seinem zusätzlichen ohrenbetäubenden Lärm. Was heute mit viel Liebe zum Detail zusammengetragen und restauriert wurde und mit ebenso viel Liebe den Besuchern präsentiert wird, entzieht Schwärmereien von der "guten alten Zeit" recht gründlich den Boden.

Zurück auf der Kalberschnacke heisst es dann Einpacken. Wir müssen leider, weil der nächste Club schon am Freitag ab Mittag den Platz gebucht hat, bis mittags abreisen. Vorher gibt es aber zum Abschluss am Donnerstagabend noch einmal ein köstliches Essen aus dem Restaurant mit Hackbraten, Kartoffeln und Wirsinggemüse. Und natürlich wie jeden Abend mit frisch gezapften Krombacher Pils - was denn sonst. Am Freitag ist das Wetter plötzlich nicht mehr ganz so gut, wir haben wieder mal Glück gehabt. Aber jetzt geht's ja auch ins Winterlager, und da ist das Wetter eh' egal.

Walter Schneider