Abcampen 2010

Zwischen “Wirtshaus im Spessart” und Würzburger Residenz

Manchmal hilft der Zufall: Über ein Werbeprospekt für organisierte Touren fand ich auf die Homepage des Camping Main-Spessart-Parks in Triefenstein-Lengfurt nicht weit von Würzburg. Und dort war zu lesen, dass der Platz gerne Gruppen aufnimmt und einen entsprechenden Aufenthaltsraum zur Eigenbewirtschaftung anbietet. Ein solches Angebot findet man leider nicht oft, und so wurde ohne langes Zögern das  Abcampen 2010 “eingetütet”.

Die Betreiber des Campingplatzes zeigten sich während der  gesamten Planungsphase ausgesprochen entgegenkommend und bemüht, uns alle Wünsche zu erfüllen: Die besten Plätze wurden für uns reserviert, und es war kein Problem, von ursprünglich 15 angefragten auf rund 20 Stellflächen aufzustocken. Letztlich waren gar 24 Einheiten ganz oder zeitweise anwesend, eine Zahl, von der bisher nur geträumt werden konnte. Der Aufenthaltsraum wurde mit zusätzlichen Tischen und Stühlen  aus der Campinggaststätte sowie einer Zapfanlage für Fassbier “passend” gemacht und bewährte sich als beliebter Treff am Abend.

Eine Unmenge an Möglichkeiten machte die Auswahl der Programmpunkte nicht so ganz einfach: Sehenswürdigkeiten “satt” in der Gegend, wunderschöne Landschaft, alte Städtchen und moderne Shopping-Meilen, und dazu die fränkische Küche: Herz, was begehrst du mehr! Mit einem “Schäufele”, kross gebackene Schweineschulter mit  Knochen und Schwarte, starteten wir denn auch beim ersten gemeinsamen Essen in der Campinggaststätte in unsere main-fränkische Woche. So manches anfangs skeptische Gesicht strahlte später voller Zufriedenheit über die bisher unbekannte fränkische Spezialität.

Strahlend ging es denn auch eigentlich durch die ganze Woche: Sonne pur verwöhnte uns die meiste Zeit, und leichter Dunst am Morgen oder auch mal ein Nachtfrost störten dabei nicht wirklich. Durch den herbstlich gefärbten Spessart ging der erste Ausflug zum Schloss Mespelbrunn, wo eine interessante Führung durch die aus dem Jahr 1427 stammende Anlage des Ritters Hamann Echter anstand.

Als Ausgleich für so viel Kultur und Geschichte gab es im  angrenzenden Cafe “Pferdestall” Kaffee und Kuchen, allerdings holte  einen auch hier die (jüngere) Vergangenheit ein: Schloss Mespelbrunn und sein Pferdestall sind bekannt aus dem Film “Das Wirtshaus im Spessart” (1958) mit Liselotte Pulver und dem einen oder anderen ganz sicher noch in Erinnerung.
 

Zwei Tage später, zweiter Ausflug: Ziel war die Bischofstadt Würzburg, deren Altstadt wir unter fachkundiger Führung zu Fuss erkundeten - zwei interessante und unterhaltsame Stunden. Damit nicht genug: Das absolute “Muss” für jeden Würzburg-Besucher schloss sich gleich an, ein ebenfalls geführter Rundgang durch die Residenz mit Ihren prachtvollen Räumen, beeindruckenden Gemälden, Wandteppichen und Kunstwerken aus dem 18. Jahrhundert. Wer sich umgesehen hat, versteht, warum die UNESCO bereits 1981 die Würzburger Residenz einschliesslich Residenzplatz und Hofgarten als "Weltkulturgut" in die Liste des "Kultur- und Naturerbes der Welt" aufgenommen und damit unter besonderen Schutz gestellt hat.

Ein Museum der besonderen Art war Ziel des dritten Ausflugs während des Abcampens: Die Papiermühle in Homburg, einem idyllischen Weinort am Main. Aus dem 17. Jahrhundert stammt das Gebäude mit dem charakteristischen, dreistöckigen Dach mit den darunterliegenden Trockenböden für das Papier. Die technischen Einrichtungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert befinden sich im Keller und sind original erhalten, so, als wenn gerade der Papiermüller Feierabend gemacht hätte.

Ein besonderer Hingucker war die Vorführung des Papierschöpfens aus der  Bütte, das Johannes Vollmer, Papiermacher in der 5. Generation, demonstrierte. Der jüngste aus unserer Gruppe, Robin, durfte sich dabei auch versuchen und sein eigenes Büttenpapier schöpfen.

Den Abschluss des Ausflugs nach Homburg/Main bildete eine Einkehr im Wolzenkeller, einem urigen Landgasthof mit uraltem Gewölbekeller und liebe- und kunstvoll gestaltetem Interieur. Dass die hervorragende Küche mit internationalen und fränkischen Spezialitäten das aussergewöhnliche  Ambiente wunderbar ergänzte, darf nicht unerwähnt bleiben.

Viel zu schnell war er dann da, der letzte Tag. Das Wetter zeigte es auch an, die Sonne hielt sich bedeckt, es wurde wärmer und “feucht”. Allgemein war Packen angesagt, Markisen und Zelte sollten möglichst trocken verstaut werden. Zum Abschluss hatten wir uns noch einmal in die Campinggaststätte “€žeingeladen”, und erneut wurden wir nicht enttäuscht. Der gemütliche Raum war schön hergerichtet, alles stand parat, und der Schweinsbraten mit allerlei Beilagen fand reissenden Absatz. Der Wirt und sein Team haben mit ihrem Service für uns massgeblich zum Gelingen des Abcampens beigetragen - zusammen mit dem vorzüglichen Angebot des Main-Spessart-Parks konnte eigentlich nichts schiefgehen. Ist es auch nicht! ws